An einem Seil über den Verkehr zu schweben, eröffnet eine neue Perspektive, städtische Mobilitätsangebote zu erweitern und effizienter zu gestalten. Seilbahnen gelten in Planung, Bau und Betrieb im Verhältnis zu annähernd vergleichbaren ÖV-Systemen als kostengünstig, effizient und umweltfreundlich. Sie stehen nicht im Stau, beanspruchen kaum Grundfläche und schweben weitestgehend autonom wie selbstverständlich über das städtische Treiben. Dabei wirken sie identitätsstiftend und können so ihre Nachhaltigkeit im Stadtbild maßgeblich unterstreichen.
Erste, die Verkehrsplanung betreffende Analysen in der Region Frankfurt Rhein Main sind im Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen der Hochschule Darmstadt bereits seit dem Sommersemester 2019 verfolgt worden. Dabei hatte sich die HIGH¯LINE als eine Strecke mit dem meisten Potenzial ergeben. Konkrete Ansätze, wie diese neue Mobilität im Rhein Main Gebiet aussehen könnte, sind im Sommersemester 2021 an der hfg_OF entstanden.
Faktoren wie Privatsphäre, Nutzendengruppen, Verortung, Sicherheitsgefühl, Identität der Betreibenden und der Stadt wurden untersucht und definiert. In der Verkehrsplanung gibt es zudem bereits valide Studien und Planungen zu Kapazität, Förderleistung, Netzintegration, grobe Verortung von Stützen und Stationen sowie Ansprüche an die Barrierefreiheit.
Der Grundstein, um die Vision einer Seilbahn oder auch “O-Bahn” an einem Ort zu etablieren, das Erlebnis Seilbahn zu gestalten und zu kommunizieren, ist also gelegt. Es scheint wie die optimale Ergänzung und Alternative zu bestehenden Mobilitätsanbietern im urbanen Raum der Rhein Main Region.
Copyright Daniela Kim, OIMD
„Eine Seilbahn zwischen Frankfurt und Offenbach würde nicht nur eine Lücke im ÖV-Netz schließen, sie würde auch Lust auf mehr ÖPNV machen. Für die Mobilitätswende ist das ein weiterer, dringend benötigter Pull-Faktor.“
Thomas Marx Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen, Hochschule Darmstadt
Die Vision einer Seilbahn oder auch “O-Bahn” (Obergrund-Bahn) zwischen Frankfurt und Offenbach zu etablieren und das Erlebnis Seilbahn zu gestalten erfüllt den Gedanken einer optimalen Erweiterung zur bestehenden Mobilität im urbanen Raum der Rhein Main Region. Dabei darf die Seilbahn nicht nur von prognostizierten Auslastungsparametern der Mobilitätsplanung abhängig gemacht werden, sondern muss als Vision betrachtet werden, die die Mobilität, das Image und die Attraktivität der Region und der angrenzenden Areale nachhaltig verändert.
Copyright Leonard Neunzerling, OIMD
Eine Seilbahn als öffentliches Verkehrsmittel kann Strecken überwinden. Um diese Strecken zu verbinden ist es notwendig,mit Stations- und Kabinenkonzepten einen identitätsprägenden Charakter für die Städte Offenbach und Frankfurt bei der Gestaltung zu berücksichtigen. Deshalb ist das Konzept der Stationen modular. Technik- und Verbindungsmodule ergeben ein Stationskonzept, das sich jeder Situation adäquat anpassen lässt und so öffentliche Mobilität richtungsweisend optimiert.
Die Areale um Kaiserlei, Riederhöfe mit Hanauer Landstraße sowie das Gelände rund um den Ostpark verändern sich mit zahlreichen Immobilienprojekten mit enormer Geschwindigkeit. Die urbane Seilbahn und deren Anbindungen an den ÖPNV würden diese besonders aufwerten. Und immer dort wo neue Immobilen entstehen, egal ob für Büros, Geschäfte oder Wohnen, sollte die Prämisse lauten „ÖPNV first“. Denn nachhaltige Mobilität beginnt vor der Haustür. Damit Personen klimafreundliche, effiziente und sozialverträgliche Verkehrsmittel nutzen können, muss es bereits in den jeweiligen Quartieren als Start- und Zielpunkte ihrer Wege entsprechende Angebote geben. Hierbei wird in Zukunft auch die Immobilienbranche mehr und mehr in der Verantwortung stehen um Interessen von Stadt und Bevölkerung in nachhaltigen Mobilitätskonzepten nachzukommen.
„Eine Referenzstrecke in RheinMain strahlt weit über die Region. Sie verknüpft Tradition mit Moderne und ist Gütesiegel für eine pulsierende Region in der es sich lohnt zu leben und zu arbeiten. Die politische Spitze beider Städte müsste die Initiative aufgreifen. Es ist eine riesige Chance für die Quartiersentwicklung an Eissporthalle, Riederhöfe und Kaiserlei.“
Prof. Jürgen Follmann Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen, Hochschule Darmstadt
Gewerbegebiet und Bürostandort. Die Auflösung des Kaiserleikreisels bringt neue Flächen und hohes Entwicklungspotential für eine Neuordnung des Stadtteils. Zudem Bedarf es an Imagepflege für zukünftige Investoren. Die Einflugschneise des Frankfurter Flughafens unterbindet den Bau von Wohnungen und schutzbedürftigen Einrichtungen. Es besteht eine Anbindung an vier S-Bahn Linien und den Busverkehr.
Die Station befindet sich an der Hanauer Landstraße im Gewerbegebiet Osthafen. Ungefähr 45% der Flächen gehören zur städtischen Bebauung und sind durch langfristige Pachtverträge gesichert. In diesem Bereich sind etwa 9.000 Menschen beschäftigt. Als wichtiges Dienstleistungsgebiet mit Gewerbe-, Büro- und Wohnnutzung gehört das Areal entlang der Hanauer Landstraße zu den prosperierenden Gegenden Frankfurts. Ein Anschluss an die Straßenbahn 11 ist vorhanden.
Die Station auf dem Bornheimer Hang schaut über den Festplatz. Allein in der angrenzenden Siedlung Bornheimer Hang leben 3.700 Menschen in 1.540 Wohneinheiten. Das Wohngebiet zieht sich nach Nord Westen weiter.
Das Areal ist ein viel frequentierter Veranstaltungsort mit neuem Familienbad und geplantem Neubau der Europäischen Schule, neues Wohnquartier Bornheimer Hang. Es ist ein Gebiet mit hohem Entwicklungspotenzial. Ein Anschluss an den bestehenden ÖPNV ist mit der U7 und der Straßenbahn 12 gewährleistet.
Copyright Leo Neunzerling, OIMD
Die Seilbahn zeigt, es wird weniger Fläche gebraucht, es kann entkoppelt vom Verkehr auf Ebene 0 in der Luft über die Stadt geschwebt werden.. Die Planungs- und Bauzeiten sind dabei um ein Vielfaches kürzer und die Kosten verglichen mit Verkehrsmittel mit einer ähnlichen Förderleistung entsprechend geringer.
"Mit der O-Bahn überschweben die Nutzenden fast autonom in kürzester Zeit alle Hindernisse, sind an zahlreiche ÖPNV Angebote an den drei Stationen angebunden und genießen den einzigartigen Blick auf Offenbach, Frankfurt und die Region."
Prof. Peter Eckart Lehrgebiet Integrierendes Design, HfG Offenbach, Offenbach Institut für Mobilitätsdesign
"Mit der O-Bahn überschweben die Nutzenden autonom in kürzester Zeit alle Hindernisse, sind an zahlreiche ÖPNV Angebote an den drei Stationen angebunden und genießen den einzigartigen Blick auf Offenbach, Frankfurt und die Region."
Prof. Peter Eckart
Lehrgebiet Integrierendes Design, HfG Offenbach, Offenbach Institut für Mobilitätsdesign
Bild Copyright Qiangyi Wu, OIMD
Copyright Till Eser, OIMD
Till Eser
Die modulare Kabine bietet durch ihr Äußeres und Inneres dem Besucher sowohl den nötigen Komfort als auch das Erlebnis der Fahrt. Durch das 360-Grad-Glas kann man das Panorama und die Stadt in alle Richtungen sehen. Darüber hinaus ist der Arm beweglich und kann sich sowohl während der Fahrt als auch beim Aussteigen rotieren. In Kombination mit der Tür auf beiden Seiten kann dies den Ein- und Ausstieg beschleunigen und vereinfachen.
Leonard Neunzerling
apm. vereint autonomes Fahren sowohl im Kontext der Seilbahn als Seilbahnkabine als auch als autarkes, autonomes Fahrzeug, welches strategisch und infrastrukturell wichtige Standorte mit einer Entfernung von über 500 Metern zum nächsten Mobilitätsangebot überbrücken und flexibel mit wachsenden Bedarfen skaliert werden kann. Die Kabine kann wie normale 3S-Kabinen 35 Personen befördern, während das autonome Shuttle bis zu 16 Personen befördern kann.
Es wurde entwickelt, um z.B. unerwartet hohe Pendlerströme oder Systemausfälle im bestehenden ÖV-Netz kompensieren zu können. Das Design ist spiegelsymmetrisch, dadurch wird ein beidseitiger Ein- und Ausstieg ermöglicht.
Copyright Leo Neunzerling, OIMD
Copyright Daniela Kim, OIMD
Daniela Kim
OF ̄ Line hat eine erweiterte Grundfläche und bietet so Platz für mehr als 48 Personen. Die Zonierung in der Kabine besteht aus einem Stehbereich, einem flexiblen Bereich mit Platz für Rollstühle, Fahrräder und/oder Kinderwägen und einem abgeschirmten Sitzbereich als Rückzugsort. So kann sich der Nutzer im öffentlichen Nahverkehr selbst aussuchen in welchem Bereich er Platz nehmen möchte und hat eine angenehme Fahrt.
Das Modulare Stützensystem lässt sich an unterschiedliche Umgebungen anpassen. So verändert sich, je nach Trassierung die Öffnung der
y-förmigen Stütze. Der Stützpfeiler an sich ist um eine 90 Grad Drehung um die eigene Achse gedreht und schafft somit eine zusammenhängendes Erscheinungsbild zwischen Stütze und Seilträger.
3S-Umlaufbahn
3 Stationen
2,5 km Streckenlänge
6 Stützen
85m max. Stützenhöhe
25 Kabinen für 35 Personen
Copyright Felix Muszinski OIMD
Copyright Felix Muszinski OIMD
Geschwindigkeit ca. 6 m/sek.
in unter 10 min vom Kaiserlei zur Eissporthalle
Kapazität bis zu 5.000 Pers./h/d (Vergleichbar mit einer Tram)
Kontakt
HfG Hochschule für Gestaltung Offenbach
Fachbereich Design | Integrierendes Design
www.oimd.de
www.hfg-offenbach.de
Prof. Peter Eckart | eckart@hfg-offenbach.de | Professor und Vizepräsident
Dipl.Des. Daniel Rese | rese@hfg-offenbach.de | wissenschaftlicher Mitarbeiter
Hochschule Darmstadt
Fachbereich Bau- und Umweltingenieurwesen
www.fbbu.h-da.de
www.fbbu.h-da.de/forschung/projekte/urbane-seilbahnen
Prof. Dr. Jürgen Follmann | juergen.follmann@h-da.de | Professor und Dekan
M.Eng. Thomas Marx | thomas.marx@h-da.de | wissenschaftlicher Mitarbeiter
Mehr zum Thema auch auf den Seiten des Regionalverbands FrankfurtRheinMain unter:
www.region-frankfurt.de/Seilbahntag-2023/
www.region-frankfurt.de/output/download.php?fid=3255.2962.1.PDF